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Nachdem ich bei meinem Kommentierversuch des neusten Blogeintrags von Frau Kirschvogel, in dem sie über Werbemaschen und unsere aller Anfälligkeit grübelt, die Übersicht verloren habe, versuche ich meine Gedanken einfach hier zu ordnen und in eine halbwegs nachvollziehbare schriftliche Form zu bringen.

Was hat Frau Kirschvogel also gesagt, was mich zu einer ausführlichen Antwort bewogen hat?

Nun, sie kritisiert primär die Strategie von Catrice, YouTube-Gurus gezielt als Werbemittel eingesetzt zu haben, um ihre neuen Lacke zu promoten, diese dann vor dem offiziellen Erscheinungstermin zum Verkauf frei gegeben und damit die Nachfrage gesteigert zu haben. Erschreckt hat sie dabei aber vor allem darüber, mit welch einer Leichtigkeit, der Endverbraucher in die Werbemaschinerie hineingezogen werden und zum Kauf animiert werden kann.

Natürlich geht es nicht allein um Catrice, denn angesichts des Überangebots an Waren und der rasanten multimedialen Entwicklung, muss man sich als Unternehmen schon etwas Besonderes einfallen lassen, um nicht in der Masse unterzugehen. Vor einigen Jahrzehnten konnte man sich nämlich noch darauf verlassen, dass gezieltes Product Placement noch die eine oder andere Steigerung des Umsatzes bewirken konnte, oder dass es ausreichen würde, Berühmtheiten aus Funk und Fernsehen unter Vertrag zu nehmen. Ach was wäre es damals für eine Sensation geworden, hätte man es geschafft, ein paar Musiker deren Markeinzeichen lange Bärte sind, mit Millionengagen dazu zu bewegen, sich für einen Werbespott die Bärte abzurasieren…

Aber was kann man heute noch tun und womit Aufmerksamkeit erregen, wenn  eine Unterwäschefirma sich einen medienwirksamen Stall voll Models hält, wenn der Hersteller von Softgetränken fast schon so etwas wie ein Patent auf Weihnachten besitzt, wenn vor lauter Reality-Trash-TV kaum noch Platz für wirkungsvolles Werben ist und jedes drittklassige Starlett bereits Bücher schreiben, Parfums designen und eine eigene Pyjama Kollektion herstellen lässt? 
Außerdem, geben wir es zu, sind wir an Werbung gewöhnt. Wir sind ja die Generation, die sie mit der Muttermilch aufgesogen hat. Wir sind genervt, wir sind gleichgültig, wir sind einigermaßen resistent.

Was muss man also tun, um uns zu ködern? Richtig, man muss sich direkt an den Endverbraucher wenden. Und da man nicht jeden einzelnen persönlich erreichen kann, da man sie nicht mit der langweiligen und altbekannten Masche des „persönlichen“ Briefs vergraulen will, sucht man sich gezielt „Leader“ aus und stellt ihnen kostenlos bestimmte Produkte zur Verfügung, damit diese damit Werbelaufen. Zu Leadern werden dabei solche Personen erklärt, welche ein – für ihre Verhältnisse – möglichst breites Publikum erreichen. Das kann der DJ in einem angesagten Club sein, welcher beispielsweise die neuen Jeans vorführen darf, oder eben der Beautyguru mit vielen Abonnementen. Das ist nicht nur sehr günstig für ein Unternehmen, sondern wirkt auch sehr viel besser, da man seine Produkte ohne Umwege innerhalb der gewünschten Zielgruppe positionieren kann.

So setzt MAC beispielsweise seit jeher auf die Mundpropaganda seiner Kundschaft und verzichtet gänzlich auf teuere Werbeanzeigen in traditionellen Print- und audiovisuellen Medien. Und weil sich heutzutage jeder mit drei Klicks zum Blogger, YouTuber oder Forenmitglied erklären kann, läuft die Maschinerie nur noch reibungsloser ab. Mit rasantem Tempo können neue Hypes kreiert und in Form von Limitierten Kollektionen massenhaft auf den Markt geworfen werden. Großes Fail-Risiko besteht dabei nicht, denn die Hypes verpuffen schneller als sie entstehen können. Während man also noch den Produkten der aktuellen LE hinterher jagen muss, bloggen und raven schon wieder die Schminkverrückten über die kommenden LEs, versorgen sich mit Teasern, stricken Wunschlisten und entfachen damit neue Hypes. Zeit zum reflektieren bleibt da wenig, denn dank Internetvernetzung sehen wir alle, wie schnell man handeln muss, will man noch ein beliebtes Produkt erwischen. Binnen Stunden sind nämlich die Onlineanbieter leer geplündert und die Counter sind rar gesät und niedrig bestückt. Auch die exklusiv wirkenden Promo-Events tun da ihr übriges: Wer eine Einladung zugeschickt bekommt, wird in der Regel auch darüber berichten und seine Einkäufe herzeigen wollen.

Auch Alverde verschickt Promos an seine ausgewählten Leader, aber darüber hinaus steht es wie kein anderes Unternehmen in Verbindung mit seinen Kunden. Täglich kann man mit einer Angestellten twittern, über Facebook die neusten Informationen quasi als erster erfahren und sogar Einfluss auf das Sortiment nehmen. So wurde auf Kundenwunsch den Geleyeliner wieder eingeführt, eine zweite Camouflage Creme entwickelt, ein gebackner Mineralblush kreiert und eine hellere Nuance der Creme-Foundation herausgebracht. Kein Wunder also, dass der Kunde sich als König fühlt und auch zufrieden und positiv über Alverde berichtet. Alverde animiert sogar dazu, ihnen Links zu den eigenen Blogs und virtuellen Fotoalben zu schicken, was wiederum zu einer vermehren Berichterstattung führt.

Das sind nur zwei Beispiele, die verdeutlichen, warum und auf welche Weise direkte Werbung am Endkunden funktioniert. Dabei muss ein Unternehmen diese Art von Werbung noch nicht einmal bezahlen. Ich kaufe mir meine Produkte beispielsweise alle selbst und ich berichte in diesem Blog mehr oder minder ausführlich darüber. Das ist selbstverständlich eine Werbung für das betreffende Unternehmen, welche noch günstiger als kostengünstig ist, da sie nicht nur mein Geld erhalten sondern auch das Geld derjenigen, die sich auf Grund meiner Empfehlungen ein Produkt zulegen. Daher kann ich über die niedlichen Add-Free-Blog Banner nur schmunzeln. Cute, but such a lie! Vielmehr sollte neben die Eule ein Spruch stehen, der besagt, dass man auf Blog X sehr wohl wie verrückt wirbt, aber im Gegenzug kein Geld dafür bekommt, sondern im Gegenteil auch noch für die Möglichkeit zu weben selbst zahlt.

So, are we stupid? Sind wie brave Schafe, wie es Frau Kirschvogel ausdrückt, welche stumpf der Herde folgen? Sind wir gar Lemminge, wie ich es erst gestern in einem Wörterbuch der Nagellackjunkies gelesen habe?

I don´t know. Maybe.

Fakt ist, dass es durchaus Beautygurus gibt, die sich positive Reviews gezielt bezahlen lassen. Es gibt auch Gurus, die sehr bestrebt danach sind, sehr schnell, sehr populär zu werden, damit auch sie einen Stück vom Sponsorenkuchen abbekommen. Ob beides nun dem Unternehmen hilft, wage ich zu bezweifeln. Denn was mich angeht, so entaboniere ich Blogs und YouTuber, von denen ich merke, dass Reviews informationsarm und/oder gekauft sind. Wenn das Unternehmen letztlich nicht durch seine Produkte überzeugen kann, dann nützt ihm auch der tollste, schönste und beliebteste Leader nichts. Im Gegenteil verliert nicht nur das Unternehmen sondern auch die Werbeperson an Glaubwürdigkeit, was gerade für letztere fatal sein kann, da diese eben kein Profi ist, sondern ein Privatmensch.

Fakt ist, dass – obwohl ich mich nicht mit dem Hype um Taupe und Pfirsichtöne anstecken lasse – auch ich nicht gegen Trends und das Anfixen wehren kann. Unternehmen sind ja nicht blöd, sich auf ein Bein zu stellen, und bombadieren ihre Kunden daher neben dem Grau-Braun Vielerlei zeitgleich mit Bunt, Bunter, am Buntesten. Dieser Zug ist dann meiner, da fahre ich mit. Und so sind wir wohl alle ein bisschen 08/15. Wir lassen uns alle irgendwann und irgendwo, von irgendwem für irgendwas begeistern.
Wenn ich also einer XKarenina widersprechen kann, welche mit verträumten Blick davon schwärmt, dass jede Frau in ihrem Leben einen Chanel Lippenstift braucht, da ich der Meinung bin, dass keine Frau auf der Welt stirbt, wenn eben sie keinen hat und nie einen besitzen wird, so bin ich kein Held. Nein, wirklich nicht. Denn ich selbst habe mich oft genug mitreißen lassen, nicht allzu exzessiv aber immer hin. Selbige XKarinina hat mich nämlich mit einem Nagellack angesteckt, Jenny hat mein Kaufverhalten in Bezug auf alle Arten von Lila für die Lippen verändert, Samantha Chapman gebe ich hiermit die Schuld an meiner Obsession mit dunklen, blau-Schwarzen AMUs und SchokoAddict hat meine Liebe zu Blushes mit nur einem Bild entfacht. Und auch ich habe schon mal zusehen müssen, wie ich meine LE-Schäfchen ins trockne bringe, bevor diese von anderen Beautys weggekauft werden. Und das obwohl ich eigentlich nicht allzu sehr nach Limitiertem giere.

Trends kommen und gehen und auch die Firmen sind für uns Endverbraucher im Grunde beliebig. Klar ist nur, dass es sich für Unternehmen rentiert, sich unter ihre Kundschaft zu mischen. Denn wir sind die Generation, die diese spezielle Art von Hypes züchtet, gegen uns selbst sind wir nicht immun und auch nicht gleichgültig. Und weil wir die Produkte auch nutzen, die wir bewerben, sind wir authentisch und wirken auch so nach Außen.

17 Kommentare

kuhlchikk said... @ 22 March, 2010 14:07

sehr interesant, ich glaube ich waere auch dem ganzen recht stark verfallen, wenn ich nicht im ausland waere. Ich vertraue auch auf die meinung einiger blogger. Bei manchen frage ich mich, ob das auch wirklich alles stimmt, denn wenn egal welches produkt sie bekommen, es ist immer gut und man sollte es kaufen... bla bla..
naja was solls... man muss sie ja nicht weiter lesen, ne?!
ich liebe deine art zu schreiben!!
у меня просто пока слов нет, всё написать, что хочу сказать.

Frau Kirschvogel said... @ 22 March, 2010 14:13

Wow, was für ein ausführlicher und gut strukturierter Beitrag! Ich freue mich und ziehe meinen Hut, denn hier sind viele schöne und interessante Gedanken vetreten.

(Sehr viel strukturierter und nachhaltiger als mein eigener "Huch, was passiert hier eigentlich?!"-Beitrag) ;D

Enie ♥ said... @ 22 March, 2010 15:17

Richtig interessanter Beitrag! Und vor allen
richtig toll erklärt.
Ich informiere mich auch gerne auf Blogs
über Produkte und ertappe mich dabei wie
ich mich beeinflussen lasse.

Aber es ist einfach wichtig mal das Hirn
einzuschalten, bevor man einfach etwas kauft
nur weil es XY sooooooo toll fand.

Lyrilith said... @ 22 March, 2010 17:37

Hab nix hinzuzufügen und nix zu bemängeln..
Ich kann dir nur voll und ganz Zustimmen. :)

Malina said... @ 22 March, 2010 19:28

Hey,
ich finde es schön, dass Du den gedanken Frau Kirschvogels aufgreifst und so toll ausformuliert hast.
Andererseits sind wir alle beeinflussbare Menschen. Und sich das vor Augen zu halten, finde ich sehr wichtig. Gerade, wenn man sich mit Kosmetik befasst, sollte man auch die Strategien erkennen, die angewendet werde, uns zu Käufern zu machen. Merci, für Deinen reflektierten Artikel

Anonymous said... @ 22 March, 2010 21:06

Amen! Da sind die Beatuyblogger aber nicht allein, das gleiche gibts auch bei den Fashionbloggern (da isses noch schlimmer!).

FrauBrit said... @ 22 March, 2010 21:10

Schön geschrieben, sehr schlüssig und gut gefolgert - und den Nagel auf den Kopf getroffen!

Galathea said... @ 23 March, 2010 06:04

Ich bin noch recht neu im Bloggerversum und muss mich erst einmal zu Recht finden.
Als ich die Abbonementliste einer Freundin durchforstete bin ich auf so unendlich viele Kosmetikblogs gekommen, dass ich dachte; "Verdammt- für die meisten Frauen scheint das ja echt ein Riesenthema zu sein!? Vielleicht solltest du dich auch mal informieren." (Ich schminke mich seit Jahren immer gleich, WENN ich mich schmincke...)
Und so fängt das dann an. Dein Eintrag kam also genau im rechten Augenblick XD Danke für deine Mühe. Der Eintrag ist wirklich sehr schön geworden.

jazz said... @ 23 March, 2010 07:56

Toller Blog-Post! Ich wünschte mehr Leute würde dieses Thema so kritisch hinterfragen!

Paddy said... @ 23 March, 2010 23:23

Wunderschön geschrieben!

IPaintMyWorld said... @ 24 March, 2010 12:23

@ kuhlchikk:
Solche Blogger und YouTuber sind mir auch schon aufgefallen, die einfach nur alles toll finden. Muss auch gestehen, dass sie mich eher abschrecken, da es entweder relativ offensichtlich ist, dass sie von bestimmten Firmen (Coastal Scents und Sigma sind in dieser Hinsicht sehr auffällig) in irgendeiner Art und Weise entlohnt werden, oder aber diese Personen haben wenig sehr geringe Erwartungen an Produkte. Werden auch meistens nicht weiter verfolgt von mir, außer ich finde sie aus irgend einem anderen Grund noch sehenswert.

@ Frau Kirschvogel:
Aber "Huch, was passiert hier eigentlich?!" frage ich mich immer, wenn ich mal wieder vor leeren LE-Aufstellern stehe. Diese werden ja manchmal binnen weniger Stunden komplett geplündert, was ich persönlich doch erschreckend finde. Zumal dieses Kaufverhalten häufig genug nicht im Verhältnis zur Qualität der Produkte steht.

@ Enie ♥
Ich glaube, den meisten geht es so, dass sie sich hier und da beeinflussen lassen. Aber so lange man sein Gehirn nicht abstellt, ist doch alles gut, oder? Man sollte eben möglichst genau wissen, was man will, braucht und von einem Produkt erwartet, bevor man den Kauf tätigt. Reviews können in dieser Hinsicht auch unheimlich hilfreich sein. Ich für meinen Teil vertraue eher auf ausgewählte Blogger und YouTuber mehr als auf Meinungen von Dougletten.

@ Lyrilith:
:-)

@ Malina:
Uh, eine Himbeere ;-) Oder Magdalena? Sonnengöttin? Nach Ingeborg Bachmann?
Jedenfalls danke ich Dir für die lieben Worte. Ich bin ganz erstaunt darüber, dass mein Blogeintrag so viel Resonanz bekommt.

@ Kat:
Meinst Du wirklich, dass es bei Fashionbloggern noch schlimmer ist? Ich verfolge nicht so viele, daher kann ich gar nicht beurteilen wie es da mit Sponsoring und „Schafsherdengehorsam“ (um mal bei Frau Kirschvogel zu bleiben) aussieht.

@ FrauBrit:
Danke sehr.

@ Aihiru:
Ich würde ja mal behaupten, dass viele Beautyblogger im Alltag auch nur einen Bruchteil dessen verwenden, was ihre Sammlung hergibt. Ich für meinen Teil renne jedenfalls nicht mit einem meiner „Spezial Looks“ zur Uni oder zum Bäcker. Gestern habe ich mich beispielsweise ungeschminkt zu meiner Arbeit begeben.

@ jazz:
Danke, Jazz.

@ Paddy:
Danke, Paddy.

Frau Kirschvogel said... @ 24 March, 2010 13:23

Jepp, das stimmt. Krasser wird's noch, wenn Produkte aus dem festen Sortiment geplündert werden. Und zwar witzigerweise nur die Farbnuancen, die vorher durch die Blog/YT-Sphäre gegeistert sind und dort besonders besprochen wurden.

Aber ich will das Ganze jetzt auch nicht größer reden, als es ist. Letztendlich geht es "nur" um Kosmetik und Konsumverhalten. Beinflussung kann ja - wie Du selber sagst - durchaus positiv und inspirierend sein. Und wer den Kopf beim Shoppen nicht ausschaltet hat sicher mehr und nachhaltigere Freude an seinen Einkäufen.

Malina said... @ 25 March, 2010 09:57

@Ipaintmyworld:
Alle meine Wunschnamen weren weg, dann beannte ich mich nach meinem Lieblingsobst :)
Ich mag Deinen Blog :)

hanny. said... @ 26 March, 2010 17:35

Wirklich toller und wahrer Eintrag. Mir gefällt dein Stil.

Unknown said... @ 01 April, 2010 17:55

Sehr spannender Beitrag. Ich habe diese kleine Eule noch nirgendwo gesehen, aber ich schmöckere auch nicht so viel. Wie auch bei YouTube-Kanälen brauche ich recht lange, bis ich eine Seite abonniere und das entscheidet sich eben nach dem Inhalt - wie bereichernd er für mich ist. Finde ich irgendwie witzig.

Vor einer Weile habe ich ein wenig recherchiert auch eben zu Themen wie "ab wann ist es Werbung" und traf auf die Aussage: "Sobald du einen Markennamen tippst, ist es Werbung." Man kann hier sicher differenzieren, aber letztendlic alles - ob positiv oder nicht: man macht aufmerksam, der Name festigt sich im Hirn. Zwar wird nicht jeder kaufen, aber beim nächsten zufälligen Stolpern an den Betrag denken, neugierig sein und es ist eine Hemmschwelle nicht mehr da, die da wäre, hätte man nie etwas gelesen.

Ich mache mich gewiss unbeliebt, aber ich denke, ein kleines Quäntchen "Auswischen" ist dabei ala "wenn die mir nichts schicken, stelle ich die, die etwas bekommen, als gekauft dar". Sicher nicht bei jedem, aber ansonsten verstehe ich diese Konsequenz nicht wirklich.

Ich gehöre zu den "gesegneten", die sich vieler Muster erfreuen dürfen - aber von keinem Herzsteller garantiert aber auch auch nicht an Bedingungen geknüpft. Und hier gibt es GRAVIERDENDE Unterschiede zwischen deutschen und US-Firmen, wie ich es erlebt habe. Wo man hier von JEDEM zu hören bekommt: "Sie müssen nicht schreiben, bitte seien Sie ehrlich, negative Kritik ist auch willkommen" drängeln die USis mit "wann ist die Review online" - nach einer Woche nach Versand. Sie legen keinen Wert auf Objektivität sondern wollen für ihre tollen Güter auch eine tolle "Review". Der Begriff scheint auf beiden Kontinenten eine unterschiedliche Bedeutung zu haben.

Die Essenz der vielen Stunden, die ich gegrübelt habe, ist, dass ich nicht glaube, dass jemand bewusst etwas anpreist, wenn er es gratis bekommen hat. Da spielt dann ne Portion Eitelkeit, Dankbarkeit, Pflichtgefühl eine Rolle, die ich auch sehr unterbewusst einschäätze. Ich glaube, viele denken, sie seien in dem Moment wirklich objektiv. Unterm Strich muss man sich aber sagen, was hat man davon mit Produkten beschenkt zu werden, die einem eh nicht gefallen?

Im Übrigen denke ich nicht, dass wir gegen Werbung immun sind (unsere generation) - abgestumpft ja, aber gerade darum nagt sie sich, wie ich denke, ohne Umwege ins Unterbewusstsein. Wo man früher noch überlegte, erstaunt war, sich die Zeit nahm es vielleicht zu verarbeiten, ist es heute genau da, wo die Marketing-Leute es haben wollen. Aber Recht ist, dass einfach viele werben und man herausstechen muss.

Ich halte uns für recht dumme Marionetten, wie wir da gratis die Produkte in die Luft halten. Ich bin absolut dafür, dass da mehr (auch juristische) Struktur reinkommt.

IPaintMyWorld said... @ 13 April, 2010 22:20

Magi,

dass gerade die Amerikanerinnen mit Promo-Ware überhäuft werden, ist mir auch aufgefallen. Oft genug mutieren die YouTuber zu reinen Werbefiguren, was mich persönlich eher abschreckt und dazu verführt, das Abo - falls bis dahin vorhanden - abzubestellen. Je nachdem wie fundiert die jeweiligen Reviews halt ausfallen. Diese typischen "in meiner Post war XY und es ist toll, toll, toll" Videos sind ein Graus und ich frage mich ernsthaft, warum die jeweiligen Firmen dies wünschen. Auf die Dauer werden doch weder sie noch die YTber damit Erfolgreich sein. Oder?
Ich habe jedenfalls regelrechte Hass-Produkte, die ich mir - dank massiver, unfundierter Juhu-YT-Werbung - nicht ins Haus holen werde. Wie Brush Guards zum Beispiel.

Leider greift dieser Trend auch auf Europa über und nicht nur Größen wie Pixiwoo, sondern eben auch kleinere Kanalbesitzer werden (im entsprechend kleineren Rahmen) mit Promos versorgt. Grundsätzlich bin ich deshalb nicht gleich auf der Hut und auch nicht neidisch auf die Beschenkten, aber es ist auch noch ein ganz anderes Ausmaß als in den USA. Ich denke auch nicht, dass jede Meinung mit Freebies gekauft werden kann, einige eben aber schon.

sarah suspicious said... @ 08 May, 2010 13:58

Finde deinen Beitrag sehr interessant!

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